"Der Start in ein bewegtes Leben fällt oft schwer. Egal, ob man bisher keinerlei Sporterfahrung hat oder nach Jahren endlich wieder einsteigen möchte. Der innere Schweinehund hält Sportwillige davon ab. Wie ein (Wieder)einstieg dennoch sanft und stressfrei gelingen kann, zeigt der VGS Leverkusen."
Der LSB berichtet in seiner Reportage im Magazin WIR im SPORT 7/18:
Susanne wippt vorsichtig, beide Füße fest auf dem Tuch, die Augen geschlossen, konzentriert. Sie spürt ihrer Mitte nach. Christine hüpft in doppelter Geschwindigkeit auf dem Minitrampolin und überholt noch den Latinopop, der leise aus dem Notebook dudelt. Martin springt und lächelt, er genießt die Bewegung und sein Körpergefühl.
Jeden Dienstag treffen sie sich hier, beim Rebounding-Kurs des Leverkusener VGS. Ein sinnvoll gewählter, dennoch sperriger Begriff, findet Übungsleiterin Meike Mayer. Er soll die Idee des Schwingens transportieren. „Das Wort ´Minitrampolin´ bewirkt eine Schrecksekunde, weil man ´Fitness können muss´“, so Mayers Erfahrung. Ihre Zielgruppe sind Menschen, die lange aus dem Sport raus sind oder nie hineingefunden haben, die unfit sind (oder sich so fühlen), die von ihrem Wunschgewicht entfernt sind oder die auf eine Erkrankungsgeschichte blicken. Viele empfinden Sport als Stress – als Herausforderung, der sie sich nicht gewachsen fühlen. „Es kommen viele, die sagen ´Das kann ich nicht´, ´das traue ich mich nicht´, ´mir fehlt das Gleichgewicht´. Bei ihnen muss der Knoten platzen: Um Sport zu machen, muss man nicht fit sein.“
Was ist REBOUNDING?
Meike Mayer hat ihren Kurs selbst konzipiert. Im VGS Leverkusen, einem Gesundheitssportverein mit rund 3000 Mitgliedern, ist Rebounding eines von mehreren Angeboten, Menschen (wieder) an den Sport heranzuführen. Dabei steht weniger die Fitness, die „Wahrnehmung nach außen“, wie Mayer es bezeichnet, im Vordergrund. Sie setzt auf Gespür, Körpergefühl, das In-sich-hineinhören, das eigene Tempo. Interessenten nehmen zunächst an einem Workshop teil, der den Stress rausnehmen soll: „Am eigenen Gleichgewicht vermeintlich zu scheitern, setzt die Menschen unter Anspannung. Wir wollen ihnen helfen loszulassen, damit sie ohne Anspannung in Bewegung kommen.“
Der Verein registriert viele Ältere, aber zunehmend auch Jüngere ohne Sporterfahrung. Diese Menschen wissen, dass es ihnen mit Sport besser ginge. Allein: Die Hürde des Beginnens ist hoch, die Motivation gering. Helfen kann ein Mix: Eine interessante Sportart, die keine Grundfitness oder -techniken voraussetzt. Ein generationenübergreifendes Angebot, das sich nicht am Alter der Teilnehmer, sondern an ihren Herausforderungen orientiert. Und ein ausgeprägter Fokus auf den Sportler, auf das, was er an Erfahrungen und körperlichen Voraussetzungen mitbringt. „Es fällt uns fitten Übungsleitern schwer, uns in die hineinzuversetzen, die unfit sind“, meint Meike Mayer.
Wie kommen Menschen (wieder) an den Sport?
Vier Erzählungen:
Christine Karner (32),
„Früher habe ich Aerobic gemacht, das war super für den Endorphin-Haushalt! Beim Sport muss ich mich auspowern, das ist mir wichtig. Eigentlich würde Jumping Fitness fast besser zu mir passen, aber da fehlt mir das Dehnen und die Balance. Übrigens ist Rebounding das perfekte Highheels-Training, denn es stärkt die Fuß- und Wadenmuskulatur und das Gleichgewicht. Ich trage nur noch Absätze …“
Martin Lehmann-Greif (62),
„Ich habe immer Sport gemacht. Zum VGS gehe ich seit fünf Jahren, ich habe zunächst mit dem Gerätetraining angefangen. Irgendwann kam ich zum Rebounding, da ist der Funke übergesprungen. Man hat die Möglichkeit, langsam reinzukommen, dann plötzlich merkt man: Jetzt geht es besser! Was man früher geschenkt bekam, behält man nicht ein Leben lang geschenkt.“
Susanne Vonhof (51),
„Ich habe jahrelang keinen Sport gemacht. Jetzt in diesem heißen Sommer habe ich mich sehr steif und unwohl gefühlt. Ich arbeite im Altenheim und sehe dort die Menschen mit 85 Jahren, ich sehe, wo ich einmal stehe, wenn ich nicht anfange mich zu bewegen. Also habe ich meine Ernährung umgestellt, mit dem Rebounding angefangen und gehe noch vier- oder fünfmal die Woche zum Gerätetraining. Beim Rebounding wird der ganze Körper bewegt, das macht so viel Spaß!“
Meike Mayer, Übungsleiterin,
„Manche Teilnehmenden empfinden sich als vermeintlich nicht fit genug. Das müssen sie auch nicht sein. Wir zeigen ihnen, nach innen zu blicken und ihrem Körpergefühl nachzuspüren. Das könen – sollen! – sie in ihrem eigenen Tempo tun, mit dem Blick auf sich. Die Teilnehmenden merken dann, dass sich ihr Körpergefühl nach einigen Stunden deutlich verbessert und sie haben erste Erfolgserlebnisse. So kommen sie sanft wieder an den Sport.“
Reportage Bewegt ÄLTER werden in NRW!
Text: Nicole Jakobs
Fotos: Andrea Bowinkelmann
Wir im Sport 7/18
Im VGS finden regelmäßig Rebounding-Kurse sowie Workshops für Einsteiger statt.
Beratung und Informationen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder 0214 96002446.